Eröffnungsrede zur Gruppenausstellung
"GELB"
gehalten von
Christine Hach



Das GELBe vom Ei Rede von Christine Hach, 13.1. 2019

Ist das noch GELB oder schon grün oder doch eher orange ? Wo ist hier GELB ?
In diesem Spektrum bewegen sich die Werke dieser Ausstellung, die unsere 10.
Gruppenausstellung ist, Gruppenausstellungen immer zu Jahresanfang, die oft,
aber nicht immer einer einzigen Farbe gewidmet sind.
Weiß, schwarz, rosa, orange und grau hatten wir schon, GELB ist die erste
und eventuell auch letzte Primärfarbe, der hier eine Ausstellung zuteil wird.
Angenommen man sitzt allein auf der einsamen Insel und hätte alle möglichen
Farben, aber kein GELB, könnte man es sich nie selbst anmischen. Wäre traurig.
Ohne GELB wäre die Welt definitiv trister.
Weniger Sonne, weniger Sonnenblumen, weniger Bananen, weniger Bluna.
Zum Glück ist GELB aber nicht nur positiv und zuckersüß behaftet, die Farbe
ist durchaus zwiespältig, mit gelegentlichem Negativtouch, Gelb ist der Neid
und die Post und das Ortsschild – aber nur in unserem Kulturraum. Gelbsucht
und Gelbfieber sind wenig erstrebenswert, Gelb hat auch Ekelfaktor, Urin,
Eiter und andere Körpersekrete haben diese Farbe.
Gelb hat vor allem hohen Signal- und Warnwert. Man sieht es gut von Weitem,
vor allem bei schwachem Licht. In großer Helligkeit dagegen geht es gern unter,
gelbe Schrift, wenn nicht auf Schwarz, ist fast immer ungünstig.
Gelbes Leben in Deutschland Doppelpunkt:
Ortsschilder sind in Deutschland immer ortsschildgelb, Bundesstraßen sind
gelb markiert, die Post hatte lange Zeit GELBmonopol, gelbe Telefonzellen
leuchten jetzt nur noch in der Erinnerung, auch die GELBEn Seiten sind vom
Aussterben bedroht. Vor 40 Jahren mussten Erstklässer wirklich hässliche
GELBE Kopftücher und Mützen tragen, um den Schulweg zu überleben.
Reclamhefte und Langenscheidtwörterbücher konnte man noch in der
vermülltesten Schultasche rausleuchten sehen. Capri-Eis, Sunkist, Sinalco
so lecker, und heute von der Zuckerpolizei scharf beobachtet oder in Gewahrsam
genommen. Wann wurde eigentlich der EieieiVerpoorten Werbung der Garaus gemacht?
Waren Frisbee –Scheiben immer und nur GELB? GELBen Fässern mit Propellersymbol
sollte man nicht zu nahe kommen, die Anti-Atombewegung ist ohne die GELBen Anti
-Atomkraftsonnen nicht denkbar. GELB ist die Farbe der katholischen Kirche und
der FDP. Oder war sie wenigstens. Aus simplen GELBen Smilies wurden GELBe
emojies für alle Lebenslagen.
Mein Leben in GELB
ist Inhalt von 3 Arbeiten unserer Ausstellung, selbst wenn man kein GELBfan
ist, ist GELB aus unserem Alltag nicht wegzudenken.
Der GELBE Sack, die GELBE Tonne, in unsere hier im Museumshof bitte nichts
reinschmeißen, vor allem nichts Ekliges, die ist von einem Plastikman
bewohnt und Kunst.
GELBwurst, GELBe Rüben, GELBstich, vergilbt – wären schöne Zutaten für ein
GELBgedicht. Wir haben eins hier, auf Arabisch und für uns sogar in
Spiegelschrift gesetzt, wodurch uns Rechtsnachlinkslesern die Lesbarkeit
aber auch nicht erleichtert wird, aber es geht um GELB und ist schön GELB.
SchwefelGELB riecht ein bisschen, ist wunderschön und sehr empfindlich,
gekochten Schwefel haben wir in den beiden Tafelbildern in der Wandnische
und in der blauen Pfanne, mehr basic geht nicht: die Farbe als Substanz in
einer sehr strengen und in der Pfanne auch humorvollen Form.
Das GELBe vom Ei haben wir als Leitthema in Eitempera gemalt, roh
aufgeschlagen, als Rühr- oder Spiegelei, täuschend echt.
GELBwesten wollten wir keine – aber wir haben das GELBE Trikot von
Jan Ullrich, 100 % Polyester, oben links, Abteilung Kulturgüter ab Steinzeit.

Arbeiten zum GELBen Stern haben wir, auch das gehört zu unserer Geschichte.
Ab 1. September 1941 musste der gelbe Stern von Juden in Deutschland gut
sichtbar links in Brusthöhe auf der Kleidung angebracht, getragen werden.
Eine diskriminierende Brandmarkung, die sich tief ins Gedächtnis eingegraben
hat. Fotos aus dem Holocaust Memorial Museum in Washington, Detailfotos der
Gedenkstele, die seit wenigen Wochen in Gimbsheim auf dem Platz Kirchstr. 8
steht, und 2 Arbeiten aus der Serie „auch ….hätte den gelben Stern getragen“
befassen sich mit dem gelben Judenstern. In diesem Zusammenhang zeigen wir
am Freitag, dem 1. Februar als Begleitprogramm von GELB im Museumscafé den
Dokumentarfilm „Visiting the Past. Von New York nach Essenheim“, und wir
freuen uns sehr, dass die Regisseurin Barbara Trottnow anwesend sein wird.
Karten und Vorbestellungen ab nächste Woche.
GELB erstreckt sich über die 3 unteren Ausstellungsräume und durchzieht die
Archäologie und den Eiszeitraum im 1. Stock. Von den Römern blieben
Keramikscherben, von uns bleibt gelber Plastikmüll. Wie immer streben wir
das Gesamtkunstwerk an.
Die Wände und die Räume sind durchkomponiert, aber ohne verbissene Regeln.
Es soll Spaß machen, das Auge wandern zulassen, selbst Bezüge herzustellen
oder einfach zu entdecken. Wie schon so oft haben wir uns ein paar Promis
für ein bisschen mehr Glamour ausgeliehen, das heißt aber nicht, dass sie
die Stars der Ausstellung sind.
Falls es jetzt erst auffällt, dass es zuhause nicht so schön GELB ist wie
hier: viele GELBexponate sind käuflich, einige sind richtig günstig.
Einfach zuschlagen!
Lohnt es sich, über eine Farbe nachzudenken?
130 Menschen haben das gemacht, das Ergebnis umgibt uns von allen Seiten
und kann sich wirklich sehen lassen. Um die 300 Exponate können betrachtet
werden, alle mehr oder weniger GELB, und wenn nicht GELB, dann sind sie
eben das GELBe vom Ei.
Gelber wird’s nicht. Gelbe Karte den potentiellen Stänkerern.

Wie geht es weiter mit GELB?
Jeden Sonntag 15:30 Uhr biete ich eine Führung zu verschiedenen
Themenschwerpunkten der GELBausstellung an : am kommenden Sonntag :
das GELBe vom Ei in Eitempera.
Weitere Führungen an jedem Sonntag, außerdem Filmabende und Kabarett.

„in Zukunft wird jeder für 15 Minuten weltberühmt sein” sagte
Andy Warhol, bei uns und zusammen mit Andy währt der Ruhm bis zum
17.März 2019. Genießen wir es,
mit oder ohne Eierlikörtorte.
Unser Museumscafé wurde für den Andrang heute auch auf die Eiszeit-
und Archäologieräume im 1. Stock ausgeweitet. Gelbe Kuchen unterm
Mammut oder neben Frankensärgen gibt es nur bei uns.

Die Hammer AWO-Damen, die auch viele herzzerreißende GELBaccessoires
beigesteuert haben, betreuen heute das Café Kay mit vielen gelben
Torten und Elan. Ein Applaus für die AWO-Damen.
Herzlichen Dank auch für das Big Yellow Taxi Team: Sonja Wehrland,
Til und Jörg Kunzer und die Flötendamen.

Wie immer zum Schluss das große Danke:
Unser wunderbares Aufbau –Technik- und Medienteam bestand aus
Hartmut Noffke, Willi Herwig, Stefi Muth, Carola Seehausen,
Gabi Holla, Renate Vercrüße, Suleman Alfroh, Gunter Mahlerwein
und Stella Frey. Wir waren in wechselnder Besetzung und gutgelaunt
9 Aufbautage für GELB aktiv.

Schreibt mit unserem GELBen Kuli ins Gästebuch, esst gelbe Kuchen
und kommt mit Freunden, Verwandtschaft und Kaufwütigen wieder.

Das Thema für 2020 ist Paradies.

GELB ist eröffnet.